• Mein Erstes

Erlebe, welche Vorgänge in Gang gesetzt werden müssen, damit dein Lieblingsgetränk frisch gekühlt deine Kehle hinabrinnen kann.

 

Weiter mit Video:

 

Menschen die in den dunklen Stunden für Dich da sind, sind Menschen, die es wert sind, dass Du die schönsten Stunden mit Ihnen verbringst.

 

 

 

 

Druckeinstellung

und

Zapftechnik!

 

 

 Hier möchte ich zeigen, wie man den Druck, den man zum schau­mar­men Zapfen am Regler ein­stel­len muss, be­rech­nen kann.

 

Welches Gas in der Schankanlage be­nutzt wird, ist für den Zapfdruck zu­nächst oh­ne Bedeutung. Ob CO2, N2 oder ei­ne Mischung aus bei­den – die Erfordernisse für den Zapfdruck sind die Gleichen.

Unterschiede er­ge­ben si­ch nur beim Aufkarbonisieren – da­zu un­ten mehr.

 

Das Zapfgas muss zwei Aufgaben er­fül­len. Einerseits sorgt der Druck des Gases da­für, dass das im Bier ge­lös­te CO2 nicht aus­ga­sen kann und so­mit zu Schaum beim Zapfen führt. Andererseits ist es auch der Antrieb für das Bier, der es durch die Schläuche und über Höhenunterschiede pres­st. Damit sind auch schon die wich­tigs­ten Komponenten des Zapf- oder kor­rek­ter Betriebsdrucks der Schankanlage ge­nannt:

 

  • Der Sättigungsdruck des Bieres
  • Der Druckverlust durch Leitungswiderstand
  • Der Druckverlust durch Höhenunterschied

 

 

 

 

 

Komponenten des Betriebsdrucks ei­ner Zapfanlage

 

Sättigungsdruck

 

Der Sättigungsdruck stellt si­ch im ge­schlos­se­nen Fass in Abhängigkeit vom CO2-Gehalt des Bieres und sei­ner Temperatur ein. Weiß man bei­de Werte, kann man den Sättigungsdruck aus ei­ner Tabelle ab­le­sen, wie sie z.B. in [1] und [4] zu fin­den ist.

 

Einfacher ist es al­ler­dings, den Druck des Fasses ein­fach zu mes­sen. Das Fass muss da­zu be­ru­higt sein, das heißt es muss die Umgebungstemperatur an­ge­nom­men ha­ben und ei­ni­ge Stunden nicht be­wegt wor­den sein. Die Messung kann z.B. mit dem Druckminderer der CO2-Flasche er­fol­gen, in­dem man bei ge­schlos­se­nem Flaschenventil das Fass an­schließt, das Ausgangsventil öff­net und den Druck am aus­gangs­sei­ti­gen Manometer ab­liest. Das funk­tio­niert al­ler­dings nicht, wenn der Zapfkopf ein CO2-Rückschlagventil be­sitzt.

 

Beispiel: Bei ei­nem Lager mit ei­nem CO2-Gehalt von 5g/l soll­te man bei ei­ner Temperatur von 10°C ei­nen Druck von et­was über 1,2 bar ab­le­sen.

 

Achtung: Bei ei­nem Durchlaufkühler muss der Druck nach der Temperatur des Bieres vor dem Kühler be­rech­net wer­den, al­so dem Sättigungsdruck bei Zimmertemperatur. Das wä­ren bei obi­gem Lager und 20°C Umgebungstemperatur schon über 2 bar.

 

Betriebsdruck

 

Der Betriebsdruck der Schankanlage ist der Druck, der am Druckminderer der CO2-Flasche ein­ge­stellt wer­den muss. Ziel der Einstellung ist es, dass der Sättigungsdruck an kei­ner Stelle der Schankanlage un­ter­schrit­ten wird, weil das an die­ser Stelle zum Ausgasen des CO2 und da­mit zu Zapfproblemen füh­ren wür­de. Dafür reicht es nicht, dass im Fass der kor­rek­te Sättigungsdruck herrscht. Die Reibung im Bierschlauch und die von der Förderhöhe ver­ur­sach­te Druckdifferenz füh­ren zum Druckabbau über die Leitungslänge. Diese Druckdifferenz muss auf den Sättigungsdruck auf­ge­schla­gen wer­den.

 

Druckverlust in der Bierleitung

 

Der Druckverlust durch Reibung in der Bierleitung ist ab­hän­gig von ih­rem Durchmesser, der Länge und dem Volumenstrom. Der Volumenstrom ist die Menge an Bier, die pro Minute durch die Leitung flie­ßen soll. Gängige Werte lie­gen zwi­schen 3 und 5 Liter pro Minute. Die Tabelle un­ten zeigt die Verlustwerte für die gän­gi­gen Leitungsquerschnitte bei 3 l/min. Der Wert wird mit der Leitungslänge in Meter mul­ti­pli­ziert und er­gibt den zu­sätz­li­ch nö­ti­gen Betriebsdruck.

 

Leitungsquerschnitt

Druckverlust

4mm

0,72 bar/m

7mm

0,05 bar/m

10mm

0,01 bar/m

 

Beispiel: Wird ei­ne Bierleitung mit 7mm Durchmesser und 5m Länge bei ei­nem Volumenstrom von 3l/min be­nutzt, be­rech­net si­ch der Druckverlust durch Reibung zu 0,05 bar/m * 5m = 0,25 bar.

 

Druckdifferenz durch Förderhöhe

 

Dritter Faktor zur Berechnung des Betriebsdrucks ist die Förderhöhe. Das ist die Höhendifferenz zwi­schen der Bieroberfläche im Fass und der Austrittsöffnung des Zapfhahns. Pro Meter Höhenunterschied muss ein Wert von 0,1 bar zu­sätz­li­ch auf­ge­bracht wer­den.

 

Beispiel: Wenn der Fasskühler im Keller steht und si­ch die Zapfhähne im Erdgeschoss be­fin­den, be­trägt die Höhendifferenz zwi­schen Bierfass und Zapfhahn et­wa 3 Meter. Der zu­sätz­li­ch nö­ti­ge Betriebsdruck er­gibt si­ch zu 3m * 0,1 bar/m = 0,3 bar.

 

Bilanz der Verluste

 

Schließlich schlägt man üb­li­cher­wei­se ei­nen Sicherheitsfaktor von 0,1 bis 0,2 bar auf die Summe der be­rech­ne­ten Werte auf. Der Betriebsdruck be­rech­net si­ch al­so

 

Betriebsdruck = Sättigungsdruck + Druckdifferenz aus Reibungsverlusten + Druckdifferenz durch Förderhöhe + Sicherheitsfaktor

 

Das wä­ren in un­se­rem Beispiel

 

Betriebsdruck = 1,2 bar + 0,25 bar + 0,3 bar + 0,2 bar = 1,95 bar

 

Am Druckminderer der CO2-Flasche muss man al­so ei­nen Wert von 1,95 bar ein­stel­len, da­mit das Bier schaum­frei aus dem Hahn flie­ßen kann.

 

Zuviel CO2 im Bier?

 

Diese 1,95 bar lie­gen aber weit über dem Sättigungsdruck des Bieres im Fass. Steht das Fass län­ge­re Zeit, et­wa über Nacht, un­ter die­sem Druck, wird si­ch zu­sätz­li­ches CO2 im Bier lö­sen und den CO2-Gehalt des Bieres er­hö­hen, was wie­der­um den Sättigungsdruck er­höht und (sie­he oben) ei­nen in Folge hö­he­ren Betriebsdruck be­nö­tigt. Der CO2-Gehalt und nö­ti­ge Betriebsdruck wür­de si­ch al­so über die Zeit im­mer wei­ter er­hö­hen und das Bier letzt­end­li­ch un­zapf­bar ma­chen.

 

Um das zu ver­mei­den, muss die CO2-Versorgung zu­min­dest über Nacht und auch bei län­ge­ren Zapfpausen ab­ge­stellt wer­den. Der Druck im Fass soll­te wie­der dem ge­wünsch­ten CO2-Gehalt an­ge­passt, al­so bis zu dem der Temperatur ent­spre­chen­den Sättigungsdruck ab­ge­las­sen wer­den.

 

Zudem soll­te man schon bei der Planung der Schankanlage dar­auf ach­ten, dass Leitungslängen und Höhendifferenz mög­lichst ge­ring sind, um ho­he Druckaufschläge zu ver­mei­den. In un­ver­meid­bar un­güns­ti­gen Fällen muss mit Bierpumpen ge­ar­bei­tet wer­den, die das Bier oh­ne zu­sätz­li­che Druckbeaufschlagung för­dern.

 

Zapfen mit Mischgas

 

Eine wei­te­re Möglichkeit, der Aufkarbonisierung zu be­geg­nen, ist die Arbeit mit Stickstoff oder Mischgas an­stel­le von rei­nem CO2. Stickstoff ist in Bier prak­ti­sch nicht lös­li­ch, so dass auch ho­he Drücke da­mit nicht zum Aufkarbonisieren füh­ren. Bei rei­nem Stickstoff wür­de im Gegenteil we­gen des feh­len­den CO2-Partialdrucks das CO2 aus­ga­sen. Man be­nutzt da­her Mischungen aus N2 und CO2, die so viel CO2 ent­hal­ten, dass der CO2-Partialdruck beim ein­ge­stell­ten Betriebsdruck ge­n­au dem nö­ti­gen CO2-Sättigungsdruck ent­spricht.

 

Daraus folgt, dass die Zusammensetzung des Mischgases auf die Zapfanlage und ih­ren Betriebsdruck ab­ge­stimmt wer­den muss. Konfektioniertes Mischgas ist nur mit fes­ten N2-Gehalten von z.B. 60, 70 oder 80% er­hält­li­ch und da­mit nur in Sonderfällen ge­n­au pas­send – in den meis­ten Fällen wä­re der CO2-Anteil zu ge­ring, so dass das Bier auf Dauer schal wür­de. Besser wä­re ei­ne Mischung der Gase auf den Idealwert vor Ort [5].

 

Bei un­se­rem obi­gen Beispiel sä­he die Rechnung nach [5] so aus:

 

Stickstoffanteil in %
= Druckverluste in bar / (Druckverluste in bar + Sättigungsdruck in bar + 1 bar)
= 0,75 bar / (0,75 bar + 1,2 bar + 1 bar)
= 25%

 

Bei ei­nem Mischgas aus 25% N2 und 75% CO2 kä­me es in un­se­rer Beispielanlage we­der zu ei­ner Aufkarbonisierung no­ch zum Aubbau des CO2-Gehalts des Bieres.

 

Schaumfreies Zapfen

 

Zunächst ist es wich­tig, dass auf dem Weg des Bieres vom Fass zum Schankhahn mög­lichst we­ni­ge Hindernisse auf­tre­ten. Abrupte Querschnittsänderungen, Ecken, Kanten, Engpässe oder Widerstände im Strömungsverlauf füh­ren da­zu, dass si­ch durch Turbulenzen an die­sen Stellen Gas ent­bin­den kann. Zudem soll­ten al­le Bierleitungen ste­tig in Richtung Zapfhahn an­stei­gend ver­legt sein, so dass even­tu­el­le Gasbläschen zü­gig zum Zapfhahn trans­por­tiert wer­den und si­ch nicht im Schlauch sam­meln kön­nen.

 

Bei trans­pa­ren­ten Schläuchen kann man Probleme leicht dar­an er­ken­nen, dass si­ch im Schlauch Gasbläschen be­fin­den. Bei ei­ner gut ge­plan­ten und ver­leg­ten Anlage soll­te der ge­sam­te Schlauch kom­plett gas­frei sein.

 

Wenn im Fass der Betriebsdruck ein­ge­stellt ist, baut si­ch die­ser Druck ent­lang der Leitung auf Grund der Verluste bis zum Zapfhahn wie­der auf den Sättigungsdruck (plus Sicherheitsfaktor) ab. Bleiben wir bei un­se­rem Beispiel, lie­gen am Zapfhahn dann et­wa 1,4 bar an. Ein Kolbenschankhahn funk­tio­niert aber nur bei Drücken zwi­schen et­wa 0,4 und 0,6 bar wirk­li­ch gut; liegt der Druck we­sent­li­ch dar­über, wird das Bier durch den plötz­li­chen ho­hen Druckabbau am Schankhahn stark schäu­men und un­zapf­bar wer­den.

 

Beruhigungsschlange

 

Eine Möglichkeit, dem zu be­geg­nen, ist der Einbau ei­ner Beruhigungsschlange. Das ist ei­ne lan­ge, spi­ral­för­mi­ge Bierleitung, die durch ih­ren Reibungsverlust den an­lie­gen­den Druck lang­sam auf ei­nen ver­träg­li­chen Zapfdruck ab­baut. Die be­nö­tig­te Länge er­gibt si­ch aus der ab­zu­bau­en­den Druckdifferenz.

 

In un­se­rem Beispiel müs­sen wir den Druck von 1,4 auf et­wa 0,4 bar, al­so um 1 bar ab­bau­en. Benutzen wir da­für ei­ne Bierleitung mit 7mm Durchmesser, er­gibt si­ch fol­gen­de Rechnung:

 

Leitungslänge7mm in m = Druckdifferenz in bar / Leitungsverlust in bar/m
= 1 bar / 0,05 bar/m
= 20m

 

Wir wür­den al­so ei­ne 20 Meter lan­ge Leitung mit 7mm Durchmesser be­nö­ti­gen. Besser wä­re ei­ne Beruhigungsschlange mit nur 4mm Duchmesser:

 

Leitungslänge4mm in m = 1 bar / 0,72 bar/m = 1,4m

 

Bei ei­nem Leitungsquerschnitt von 4mm ver­rin­gert si­ch al­so die nö­ti­ge Länge zwar auf 1,4 Meter, es bleibt aber ei­ne platz­rau­ben­de und un­fle­xi­ble Lösung, denn bei un­ter­schied­li­ch kar­bo­ni­sier­ten Bieren müss­te die Leitungslänge der Beruhigungsschlange je­weils an­ge­passt wer­den.

 

Trotzdem ist es ei­ne gu­te Idee, die hei­mi­sche Zapfanlage mit mög­lichst ge­rin­gem Leitungsquerschnitt auf­zu­bau­en, wenn nur kur­ze Strecken über­brückt wer­den müs­sen. Auf die­se Weise ver­rin­gert si­ch die Menge an Bier, die si­ch in Zapfpausen er­wär­men kann und da­zu führt, dass nach ei­ner Zapfpause zu­nächst wie­der ei­ne ge­wis­se Menge Schaum ge­zapft wird. Außerdem wird auch die Menge an Bier, die am Ende als Verlust in den Schläuchen ver­bleibt, ge­rin­ger.

 

Bei ei­nem Durchlaufkühler ver­schärft si­ch das Problem des Druckabbaus no­ch, da dann am Schankhahn der Sättigungsdruck an­liegt, der der Ausgangstemperatur des Bieres ent­spricht. In un­se­rem Beispielfall wä­ren das al­so über 2 bar. Eine 7mm-Beruhigungsschlange müss­te dann schon ei­ne un­rea­lis­ti­sche Länge von 32 Metern (1,6/0,05) ha­ben, ei­ne 4mm-Schlange im­mer­hin no­ch 2,2 Meter (1,6/0,72).

 

Kompensatorhahn

 

 

 

Kompensatorzapfhahn

 

Flexibler und platz­spa­ren­der ist ein Kompensatorschankhahn. Dessen spe­zi­el­le Konstruktion er­laubt den scho­nen­den Druckabbau voll­stän­dig in­ner­halb des Zapfhahns. Zusätzlich kann der Kompensator mit ei­nem Hebel an den je­weils an­lie­gen­den Druck und die ge­wünsch­te Durchflussgeschwindigkeit an­ge­passt wer­den, so dass auch Biere mit un­ter­schied­li­cher Karbonisierung pro­blem­frei in an­ge­neh­mem Tempo ge­zapft wer­den kön­nen.

 

Das Merkblatt der Weißbierbrauerei Schneider [2] ent­hält auf Seite 18/19 ei­ne sehr hilf­rei­che Tabelle mit Tipps zu Zapfproblemen. Sie klin­gen zwar teil­wei­se ba­nal, soll­ten aber fast im­mer zum Erfolg füh­ren, wenn man sie Schritt für Schritt be­folgt.

 


 

Quellen:

 

  1. InBev: Physikalische Grundlagen
    http://www.gastronomiefuerprofis.de/admin_assets/content/content_files/public/pdf_kontakt/Physikalische_Grundlagen.pdf
  2. Weißbierbrauerei G. Schneider & Sohn: Bierpflege – Tips und Tricks für die Gastronomie
    http://www.schneider-weisse.de/down/Fassbierbroschuere_de.pdf
  3. Brauerei Gebr. Maisel: Gepflegtes Weißbier vom Fass ins Glas
    http://www.maisel.com/files/pdf/Broschuere_Fassbierpflege_Maisel.pdf
  4. Forum hobbybrauer.de: Spundungstabelle
    http://hobbybrauer.de/forum/wiki/doku.php/spundungstabelle
  5. Arbeitskreis Schankanlagen im Deutschen Brauerbund: Grundsatzpapier Bierausschank mit Mischgas
    http://www.brauer-bund.de/download/Archiv/Ausschank_Pflege/Grundsatzpapier des Arbeitskreises – Bierausschank mit Mischgas.pdf